Auf den zurücktretenden Regierungsrat Alex Hürzeler braucht das BKS eine fachlich kompetente Nachfolge, die das Departement und damit unsere Schule vorwärts bringen kann. Hürzelers SVP hat eine führungserfahrene, dossierfeste Kandidatin, die für diese Aufgabe und für die Position als Regierungsrätin gut geeignet ist. Hätte gehabt muss man stattdessen sagen, denn die Delegierten der Partei entschieden sich unerklärlicherweise für Frau Bircher.

Wir erinnern uns: Schon einmal brachte die SVP eine Kandidatin ins Spiel, die ihrer Aufgabe in keiner Weise gewachsen war. Ausserhalb der Partei wussten praktisch alle, dass das nicht gut gehen konnte. So war es keine Überraschung, dass ebendiese Franziska Roth nach gut zwei Jahren und verschiedenen Tiefschlägen krachend scheiterte. "Roth blieb in der Regierung jedoch ein Fremdkörper. Die Juristin schien in der Politik zu fremdeln", beschrieb es die NZZ. 

Nun sorgt die SVP mit Martina Bircher für ein Deja vu. Ihr 10 Punkte-Plan mag ein wirksamer Marketing-Gag sein, bei genauem Hinschauen ist er jedoch kein Zeugnis von Fachkompetenz. Nachdem sie ihren "Plan" in Lengnau vorgestellt hatte, war in der Botschaft zu lesen: "Wer sich erhofft hatte, etwas über das Was und Wie zu erfahren, dürfte grösstenteils enttäuscht worden sein."

Nur ein paar Punkte, kurz gefasst: 

  • "Schulleitungen sollen Lehrer entlasten und nicht Zusatzaufwand generieren". Was genau veranlasst zu einer solchen Feststellung? Haben Schulleitungen den Ruf, unnötigen Aufwand zu verursachen?
  • "Die Ausbildung an der PH muss stärkeren Fokus auf die Praxis haben (...) damit weniger Lehrer und Lehrerinnen schon nach kurzer Zeit das Handtuch werfen." Woher die Annahme, Lehrkräfte verliessen den Beruf, weil sie zuwenig praxistauglich ausgebildet worden seien?
  • "Die integrative Schule, wie heute in den meisten Gemeinden praktiziert, ist gescheitert." Dieser Satz wird auch durch ständiges Wiederholen nicht wahr. Studien belegen - und ich selbst erlebe es auch in der Praxis - dass Schüler und Schülerinnen mit Beeinträchtigungen, Verhaltensauffälligkeiten etc. in der Regelklasse nachhaltiger gefördert werden. Dass wir in der Schule zu wenige HeilpädagogInnen haben, ist allgemein bekannt. Aber deswegen die Kinder zu separieren löst das Problem nicht.
  • "Noten geben eine aussagekräftige Wertung über die erzielten Leistungen ab". Wer das behauptet, hat die kompetenzbasierte Beurteilung, wie sie im Lehrplan 21 festgelegt ist, nicht begriffen. Die Beschreibung, wie gut eine Schülerin oder ein Schüler eine Aufgabe lösen kann, ist entschieden aussagekräftiger als beispielsweise die Note 4-5.

Die restlichen Punkte verdienen es nicht mal, kommentiert zu werden. Kurz und gut: Mangels besseren Wissens und aufgrund eines offenbar antiquierten Weltbilds möchte Frau Bircher die wichtigen Entwicklungen und Fortschritte im Schulwesen am liebsten zurückdrehen.

Zwischen den Ratsgeschäften, an Anlässen oder im flüchtigen Austausch erfährt man dies und das. Dabei verstärkt sich der Eindruck, dass die verbleibenden vier Regierungsräte von einer Zusammenarbeit mit Frau Bircher nicht eben begeistert wären. Hätten wir mit Ihr auch wieder einen "Fremdkörper in der Regierung"?

Bildung ist bei weitem zu wichtig, um sie in falsche Hände zu geben. Zum Glück steht mit Ruth Müri eine fachlich ausgewiesene Kandidatin zur Wahl. 

Über die Schulstube hinaus hat Ruth Müri auch bedarfsgerechte Tagesschulen sowie attraktive Weiterbildungsmöglichkeiten im Fokus. Und sie weiss, dass wir nicht an der Bildung sparen sollten.

Helfen Sie mit, ein unnötiges Debakel zu verhindern und entscheiden Sie sich für Ruth Müri. Besten Dank.

Hanspeter Hubmann, Grossrat SP